Deutscher Frauenachter mit Laura Schwensen fährt zu den Olympischen Spielen

Es ist geschafft, der deutsche Frauenachter mit Laura Schwensen von der Rudervereinigung Kappeln im TSV Kappeln von 1876 e.V. hat sich für die Olympischen Spiele in London qualifiziert. Bei der olympischen Qualifikationsregatta in Luzern belegte das deutsche Boot mit der Kappelnerin an den Steuerseilen in einem dramatischen Finale den 2. Platz hinter den ebenfalls qualifizierten Australierinnen. Die Entscheidung war an Spannung kaum zu überbieten.

Noch bei der Weltmeisterschaft 2011 in Bled (Slowenien) hatte das deutsche Boot die Startberechtigung für London deutlich verpasst. Als Konsequenz erfolgte ein Neuaufbau mit dem Ziel, eine schlagkräftige Mannschaft zu bilden. Auch Laura Schwensen musste sich beim Kampf um den Platz der Steuerfrau gegen eine andere Kandidatin durchsetzen. Mit Judith Sievers hatte zunächst sogar eine zweite Kapplener Ruderin durch hervorragende Trainingsleistungen berechtigte Hoffnungen in den Kreis der Achtermannschaft aufgenommen zu werden. Sie war die physisch zweitstärkste Ruderin im Kreis der in Frage kommenden Athletinnen. Nach einem krankheitsbedingt verpatzten Test im Zweier musste Judith Sievers diese Hoffnungen jedoch begraben und bereitet sich nun auf die U 23 Weltmeisterschaft Mitte Juli in Litauen vor.

Die Verteidigung ihres Platzes als Steuerfrau den Laura Schwensen bereits als 17 jährige 2009 erstmalig inne hatte, war für die mittlerweile 20 jährige aber nur der erste Schritt auf dem Weg nach London. Es folgten Wochen harten Training im Interesse einer optimalen Vorbereitung auf das entscheidende Rennen in Luzern. Ein Trainerwechsel, Ralf Müller aus Leverkusen übernahm die Verantwortung für die junge Crew, brachte entscheidende Impulse. Ralf Müller gelang es, aus den um die Achterplätze konkurrierenden Sportlerinnen ein Team zu formen. Die Trainingsleistungen verbesserten sich und so fuhr der Achter optimistisch zu der alles entscheidenden Regatta nach Luzern. Nach dem 2. Platz im Bahnverteilungsrennen, bei dem die fünf Mannschaften aus Russland, Weißrussland, der Urkraine, Australien und Deutschland zwei Tage vor dem Finale gegeneinander antraten, steigerte sich die Hoffnung, das große Ziel der Olympiaqualifikation erreichen zu können. „Gleichzeitig steigerte sich die Anspannung und die Aufregung ins Unermessliche. Wir wussten, wir haben nur noch diese eine Chance nach London zu kommen und das Gleich galt für die anderen Mannschaften.“ , beschreibt Laura Schwensen die Situation vor dem Rennen. „Für mich war es sehr beruhigend, dass meine Mutter und mein Kapplener Trainer nach Luzern gekommen waren, um mich in den schwierigen Stunden vor dem Rennen zu unterstützen.“, ergänzt sie.

Das Rennen selbst war nichts für schwache Nerven. „Wir hatten uns auf einen schnellen Start der Weißrussinnen eingestellt, aber was die dann für ein Feuerwerk anzündeten, überraschte schon. Nach 500 m lagen wir auf Rang 4 und hatten fast eine Bootslänge Rückstand auf die führenden Boote. Ich versuchte die Mannschaft zu beruhigen, forderte sie auf, den ökonomischen Streckenschlag beizubehalten, denn der ist unsere Stärke. Doch bei der 1000 m Marke waren wir immer noch Vierte. Lediglich die Russinnen mussten abreißen lassen. Doch dann mussten die Weißrussinnen und die Ukrainerinnen ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen, während wir unsere Geschwindigkeit beibehalten konnten. Die Australierinnen waren weg, aber an die anderen Boote schoben wir uns Schlag um Schlag ein paar Zentimeter heran. Nach 1500 m lagen wir mit Weißrussland genau auf einer Höhe. Es begann ein Bord an Bord Kampf um alles oder nichts. Ich versuchte, die letzten Kräfte der Mädels zu mobilisieren. Gleichzeitig war es wichtig, dass wir weiter effektiv zusammenarbeiteten. So gelang es uns, die Schlagzahl noch mal nach oben zu treiben. Im Ziel sah ich uns einen Hauch vor den Weißrussinnen und riss die Arme hoch. Unser Jubel kannte keine Grenzen.“, schildert Laura Schwensen den Rennverlauf aus ihrer Sicht. Ganze 0,44 Sekunden trennten das deutsche und das weißrussische Boot im Ziel und entschieden somit über die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Bei der anschließenden Siegerehrung brachen alle Dämme. Es gab unzählige Umarmungen, Tränen der Freude und der Erleichterung flossen in Strömen. Auch die Verantwortlichen des Deutschen Ruderverbandes waren stolz auf das junge Team des Frauenachters, weil sich mit diesem Boot nun Mannschaften aller Bootsklassen für London qualifiziert hatten, was Deutschland in der bei bisherigen Olympischen Rudergeschichte erst einmal gelang.

Für die Kapplener Ruderer ist der Erfolg von Laura Schwensen etwas ganz besonderes. Sie verstehen ihn auch als Lohn für ihre engagierte Arbeit im Nachwuchs- und Leistungssport. Als die damals 12 jährig Laura 2003 mit dem Rudern begann, wagte noch niemand an eine internationale Karriere, geschweige denn an Olympische Spiele zu denken. 2004 wurde Laura Schwensen, damals noch als Schlagfrau in einem Mädchenvierer , in dem mit Judith Sievers und Nele Schürmann zwei weitere später auf internationaler Ebene erfolgreiche Athletinnen saßen, Bundessiegerin der Kinder. Erst danach begann sie mit dem Steuern. 2006 errang sie ihre erste Medaille bei Deutschen Jugendmeisterschaften. 2007 kam dann völlig überraschend ihr erster internationaler Einsatz bei den Juniorenweltmeisterschaften in Peking. Hier wurde sie Vizeweltmeisterin im Achter der U 19 Klasse. 2009 saß sie erstmalig an den Steuerseilen des Frauenachters. Sie wurde Weltcupsiegerin und nahm erstmalig an altersoffenen Weltmeisterschaften teil. Im Januar 2011 zog sie nach Dortmund in den dortigen Olympiastützpunkt, um so ihre Trainingsmöglichkeiten zu verbessern und permanent Nähe zur Achtermannschaft zu haben. Einige Male steuerte sie auch den ebenfalls in Dortmund trainierenden Deutschlandachter der Männer. Den Kontakt zu ihrem Heimatverein hat Laura Schwensen nie abreißen lassen. Noch immer startet sie für die Rudervereinigung. So wird in der deutschen Mannschaftliste für die Olympischen Spiele stehen: Laura Schwensen, Rudervereinigung Kappeln.                       (Michael Schürmann)

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