Mit Anita Geisler, Andrea Henrici, Ulrike Sievers und Thomas Kleine-Uthmann nahmen gleich vier Sportlerinnen und Sportler der Rudervereinigung Kappeln im TSV Kappeln von 1876 e.V. an der WM auf dem Ruderergometer im südlich von Los Angeles gelegenen Long Beach teil. Als Mitglieder der Concept2 Teams Deutschland stellten sie sich der internationalen Konkurrenz.
Als amtierende Deutsche Meister starteten Anita Geisler und Thomas Kleine-Uthmann in der Klasse der Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung. Diese Wettkämpfe wurden im Rahmenprogramm der offiziellen Weltmeisterschaft ausgefahren. Beide sind Mitarbeiter der Kappelner Werkstätten und seit vielen Jahren in der Handicapgruppe der Rudervereinigung aktiv. Auf ihren Start in den USA hatten sie sich monatelang vorbereitet. Vor ihrem ersten internationalen Wettkampf waren sie sehr aufgeregt. „Ich möchte gern eine neue Bestzeit fahren.“, sagte Anita Geisler, die ihr bisher bestes Rennen über 2000 m bei der Deutschen Meisterschaft gefahren war, als sie in 9´14,7 gewann.
Orientiert an dieser Zeit ging sie ihr Rennen sehr diszipliniert an. Auf den ersten 1000 m hielt sie sich genau an das vorgegebene Tempo. Nach der Streckenhälfte konnte sie sogar noch zulegen. Angetrieben von der tollen Atmosphäre und unterstützt von den Anfeuerungsrufen des Deutschen Teams erhöhte sie das Tempo auf den letzten 500 m nochmals und fuhr einen fantastischen Endspurt. Mit 9:05,2 gewann sie nicht nur die Konkurrenz der 30-39jährigen Frauen mit Handicap, sondern verbesserte auch ihre Bestzeit um fast 10 Sekunden. Riesig war der Jubel über ihre erste Medaille bei einem internationalen Wettkampf.
Seit fast 20 Jahren ist der 37jährige Thomas Kleine-Uthmann in der Rudervereinigung aktiv. Bei Deutschen Meisterschaften hatte der zielstrebige Athlet bisher viermal Bronze, siebenmal Silber und zweimal Gold gewonnen. In Essen-Kettwig siegte er Anfang Februar in 7:32,4 bei der Deutschen Meisterschaft. Thomas Kleine-Uthmann war vor dem Rennen sehr aufgeregt. „Schon zu Hause habe ich versucht, im Internet Informationen über meine Gegner herauszubekommen. Der Amerikaner Syd Lea und der Ungar Balazs Toth hatten bisher deutlich bessere als ich Zeiten gerudert. Ich habe mir eine Zeit von unter 7:30 vorgenommen.“ Nach einem guten Start ruderte Thomas Kleine-Uthmann ein flüssiges und dynamisches Rennen. Mit seinen Gegnern konnte er jedoch zunächst nicht mithalten. Der Amerikaner war erwartet stark und erruderte sich einen deutlichen Vorsprung. Zum Sportler aus Ungarn konnte Thomas Kleine Uthmann jedoch Kontakt halten. Zur Streckenhälfte betrug dessen Vorsprung etwa 7 Meter. Doch dann bekam Thomas Kleine Uthmann die zweite Luft und erhöhte sein Tempo, während der Ungar etwas nachließ. Etwa 600 m vor dem Ziel ging der Kappelner vorbei. Mit einem fulminanten Endspurt konnte er sich schließlich immer weiter absetzen. Bei 7:19,8 blieb die Uhr stehen. „Dies ist meine drittbeste Zeit. Nur zweimal war ich bisher schneller. Doch das war in den Jahren 2005 und 2006. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal so schnell fahren kann. Ich freue mich riesig über die Silbermedaille. Damit hatte ich nicht gerechnet.“, freute sich der 37jährige.
2013 gewann Ulrike Sievers bei der WM auf dem Ruderergometer Bronze. Nach diesem großen Erfolg warfen sie Krankheiten immer wieder zurück. Ihre Ziele steckt die 50jährige vor dem Wettkampf klar ab: „Ich muss realistisch bleiben. Trotz intensiver Vorbereitung sind die damaligen Zeiten für mich heute nichtmehr zu erreichen. Auch in den Kampf um die Medaillen werde ich nicht eingreifen können. Aber ich möchte mein bestes geben.“ Ulrike Sievers kam gut in den Wettkampf und erreichte die selbstgesteckten Vorgaben. Lediglich auf den dritten 500 m hatte sie eine kurze Schwächephase. Im Endspurt konnte sie sich nochmals mobilisieren und für mit 7´45,7 auf einen achtbaren 5. Platz.
Andrea Henrici hatte sich im Oktober 2016 vorgenommen, an der Ergo WM teilzunehmen. Seither trainierte sie zielstrebig auf dieses Ereignis hin. Kontinuierlich gelang es ihr, ihre Leistungen zu steigern. Mit einer Bestzeit von 8´11,5 reiste sie als aktuelle Deutsche Vizemeisterin zur WM an. In einem couragierten und gut gefahrenen Rennen in der Altersklasse 36-42 verbesserte sie sich auf eine Zeit von 8´09,9. Dies war der 4. Platz hinter zwei Amerikanerin und einer Französin. „Ich bin mit meinem Ergebnis sehr zufrieden“, freute sich Andrea Henrici nach dem Rennen. „Ich wollte unter 8´10 fahren. Das habe ich geschafft. Außerdem habe ich die gute Stimmung im deutschen Team und die vielen Eindrücke der Reise sehr genossen. Es ist toll zu einer so erfolgreichen Mannschaft mit internationalen Topathleten zu gehören, in der sich alle gegenseitig unterstützt haben. Auch unser Ausflug nach Los Angeles mit Aufenthalten in Beverly Hills und Hollywood wird unvergessen bleiben.“
Michael Schürmann