Judith Sievers aus Kappeln ist U-19 Weltmeisterin im Rudern

 

Judith mit deutscher Flagge

U-19 Weltmeisterin Judith Sievers

Judith Sievers von der Rudervereinigung Kappeln im TSV Kappeln von 1876 e.V. ist neue Junioren-Weltmeisterin im Einer. Bei den U 19 – Weltmeister-schaften in Racice (Tschechien) setzte sie sich souveräner Manier gegen die gesamte internationale Konkurrenz durch. Damit erreichte das Kappelner Ausnahmetalent den bisher größten Erfolg seiner sportlichen Karriere. Sportlicher Erfolg kann geplant werden. Doch nicht immer geht die Planung so auf, wie bei Judith Sievers. Bereits Ende August 2009, beim Trainingsbeginn für die neue Saison verkündete die damals frischgebackene WM- Bronzemedaillengewinnerin im Vierer innerhalb einer Besprechung der Kappelner Trainingsgruppe ihr Ziel für 2010: „Ich möchte in meiner Altersklasse die schnellste Einerfahrerin der Welt werden.“ Was einige in Erstaunen versetzte, bestimmte nunmehr das Handeln der 17 jährigen. 15 bis manchmal über 20 Trainingsstunden pro Woche waren auf dieses eine Ziel ausgerichtet. Alle nationalen Ausscheidungen gewann die Ruderin von der Schlei. International trumpfte sie schon im Winterhalbjahr mit dem Europa- und dem Weltmeistertitel auf dem Ruderergometer auf und stellte damit ihre physische Leistungsfähigkeit unter Beweis. Doch Ruderer pflegen zu sagen: „Ein Ergometer schwimmt nicht.“, was heißt, dass es bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist, das die physisch starken Ruderer auch auf dem Wasser die Bootsspitze vorn haben. 

Judith Sievers im Boot
Freude nach dem Rennen

Über 3000 Trainingskilometer versetzten Judith Sievers in die Lage, ihre Leistungsfähigkeit auch auf dem Wasser unter Beweis zu stellen. Sie wurde Deutsche Meisterin und qualifizierte sich als Einerfahrerin für die Juniorenweltmeisterschaft. Es folgten fünf Wochen harten Trainingslagers in Berlin und am Wettkampfort in Racice, die intensiv zur Vorbereitung auf die WM genutzt wurden.

Nach einem Sieg im Vorlauf stand zunächst das Halbfinale an, in dem sich die 17 jährige u.a. mit der zeitschnellsten Ruderin aus den Vorläufen, einer Griechin auseinandersetzen musste. Nachdem sie sich zunächst eine sichere Führung herausgearbeitet hatte, siegte sie gegen die stark aufkommende Griechin mit 13/100 Sekunden Vorsprung. Was einige Fachleute als Schwäche im Endspurt interpretierten, war ein bewusstes Kräftesparen für das große Finale. Rudern im Einer heißt auch, taktisch Rennen effektiv zu gestalten. Im Zeitvergleich beider Halbfinals kamen 5 Ruderinnen nach der 2000 Meter Distanz innerhalb von 3 Sekunden ins Ziel. Allein dieser Umstand ließ ein spannendes Finale erwarten.Vor dem Finale war ich sehr aufgeregt. Natürlich hatte ich ein eigenes taktisches Konzept, aber ich konnte nicht wissen, ob es aufgeht, weil ich erwarten musste, dass alle Gegnerinnen versuchen, das Rennen zu gewinnen. Meine im Saisonverlauf immer wieder geübte mentale Rennvorbereitung erwies sich aber auch hier als sehr effektiv.

Enges Feld

Harter Kampf im Rennen

So überraschte es mich nicht, dass die Niederländerin Annick Taselaar nach dem Start zunächst die Führung übernahm. Auch ich kam gut vom Start weg und schob mich auf die zweite Position. Die Rumänin und die Lettin folgten. Die Griechin und die Ruderin aus Aserbeidschan verloren nach dem Start zunächst den Kontakt.“, schilderte Judith Sievers ihren Einstieg ins Rennen. Bei der ersten Zwischenzeitnahme nach 500 lag sie zwar in zweiter Position, aber schon fast zwei Bootslängen hinter der Niederländerin, gegenüber der sie bei der internationalen Juniorenregatta in München die einzige Niederlage dieser Regattasaison hinnehmen musste. Doch Judith Sievers ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Schlag um Schlag schob sie sich immer dichter an die Niederländerin heran und konnte gleichzeitig den Vorsprung auf die anderen Konkurrentinnen ausbauen. Bei der 1000 m – Marke war die Führung von Annik Taselaar auf ein Minimum zusammen geschmolzen. Ihr Schlag verlor an Dynamik, offensichtlich hatte sie auf der ersten Streckenhälfte überzogen. Nach etwa 1250 m setzte sich Judith Sievers an die Spitze des Feldes.

Judith zieht vorbei

Der entscheidende Moment

„Als ich vorn war, wusste ich, das wird mein Rennen, das gebe ich nicht mehr aus der Hand. Die Rumänin machte Druck und auch die Griechin schloss etwas auf. Doch ich wollte das Feld kontrollieren und es gar nicht auf einen Endspurt ankommen lassen, in dem sich eine von meinen Gegnerinnen noch mal Hoffnungen machen und über sich hinaus wachsen könnte. Das gelang und als ich unter dem Jubel tausender Zuschauer mit über einer Bootslänge Vorsprung auf die Rumänin und mehr als 3 Längen auf die Griechin über die Ziellinie fuhr, war ich Weltmeisterin.“, jubelte die Kappelnerin trotz aller Erschöpfung. „Die Siegerehrung war dann ein besonders Erlebnis. Die deutschen Fans, allen voran die mitgereisten Familienangehörigen und die Kappelner Ruderer waren außer sich vor Freude. Alle fielen mir um den Hals. Als dann die deutsche Hymne gespielt wurde, musste ich echt mit den Tränen kämpfen. Weltmeisterin zu sein, ist ein tolles Gefühl, aber ich werde einige Tage brauchen, um das alles zu verarbeiten.“

Siegerehrung

Geschafft, großer Erfolg nach hartem Training

Doch diese Zeit wird die Weltmeisterin nicht haben. Gerade einen Tag kann sie zu Hause verbringen, dann wartet das nächste Riesenerlebnis. Judith Sievers fliegt zu den 1. Olympischen Jugendspielen nach Singapur. Dort startet sie als Mitglied des 70- köpfigen deutschen Olympiateams aller Sommersportarten erneut im Einer. Auch wenn die in Singapur ausgefahrenen 1000 m für die Ruderer eine ungewohnte Strecke sind, Judith Sievers nicht in ihrem Boot fahren kann, weil die Boote vom Veranstalter gestellt werden und ihr Trainer nicht vor Ort ist, zählt sie als neue Weltmeisterin ohne Zweifel zum Favoritenkreis.

 

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